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Auf die Frage, was Kunst sei, antwortete Marcel Duchamp: „Ich
glaube, die Kunst ist die einzige Tätigkeit, durch die der Mensch als
Mensch sich als wahres Individuum manifestiert“.
Könnte
man Jörg Czischke befragen, so würde er der Aussage Duchamps wohl
grundsätzlich zustimmen, sie allerdings auch weiter zuspitzen, denn bei
ihm waren Kunst und Individuum per se eine Einheit. Aus dieser gelebten
Überzeugung erwuchs ein Oeuvre, das ihm bereits in jungen Jahren
öffentliche Aufmerksamkeit und Anerkennung bescherte, das er aber auch,
als er es später für opportun hielt, vor der Öffentlichkeit verborgen
hielt.
Seit 1965, dem Beginn seiner
künstlerischen Praxis, hat sich Czischke mit Form- und Farbproblemen
beschäftigt. Zunächst hat er diese an Farb- und Tuschezeichnungen
durchgespielt. In frühen Kritiken hieß es, das „seine nicht figurativen,
aber häufig körperhaften Kompositionen“ eine individuelle Handschrift
trügen, gezielt und bewusst komponiert und in ihrer Ausführung von hoher
Qualität seien. In Arbeiten einer nachfolgenden Schaffensperiode sind
es monochrome Leinwände, die in ihrer Oberflächengestaltung jeden
Hinweis auf eine Bearbeitung mit dem Pinsel verweigern. Mit ihren
geometrischen Vorwölbungen lassen sie die Flächigkeit der Tafelmalerei
hinter sich und nähern sich dreidimensionalen Objekten an.
Als
Beispiel sei eine Arbeit genannt, die 1973 in der Kölner Ausstellung
„Strukturierte Monochromie“ neben Werken von Ulrich Erben, Heinz Mack,
Günther Uecker, Jan Schoonhoven u.a. gezeigt wurde. Diese Arbeit zeigt
eine konzeptuelle Nähe zu Lucio Fontana. Während dieser jedoch durch das
Aufschlitzen der planen Leinwand die Dreidimensionalität nach rückwärts
eröffnet, bringt Czischke auf seiner quadratisch-monochrom-weißen
Leinwand eine zweifache Bügelkonstruktion an, die seinem Tafelbild ein
Ausgreifen in den vor ihr liegenden Raum erlaubt.
Vielfältig
und umfassend ist Czischkes plastisches Werk. Seine Arbeiten treten
spielerisch-phantasievoll oder auch konstruktivistisch-streng in
Erscheinung. Die Auswahl der Materialien scheint keine Begrenzung zu
kennen. So entstehen seine Plastiken daher häufig auch aus
vorgefundenen, scheinbar wertlosen Materialien.