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Er hatte wohl erkannt, dass das Projekt Caliban-Orpheus ohne einen neuen, interkulturellen Unterbau nicht umgesetzt werden konnte. Am Beispiel seines Calibans lässt sich seine bevorzugte Arbeitstechnik, heute „interkulturell” genannt, nachvollziehen. Er legte sich nicht auf eine Kategorie, auf eine Arbeitstechnik fest, sondern arbeitete parallel mit unterschiedlichen Techniken an mehreren Werken: ein-, zwei-, dreidimensionalen Arbeiten. Nicht zu vergessen auch seine schriftlichen Äußerungen, die erfasst sind, aber noch gedeutet werden müssen. Eine der Folgen seiner solipsistischen Denk- und Arbeitsweise5 sowie seiner überzeugten avantgardistischen Kunstauffassung war sein von ihm zeitweise als schmerzlich empfundener Platz zwischen allen vom Kunstmarkt definierten Stühlen.

Der „Caliban” ist eines der Werke Czischkes, mit denen er schon früh aufzeigte, dass er in einigen Bereichen intellektueller und künstlerischer Arbeit seiner Zeit um einiges vorausgeeilt war. Er hat bereits vor 1975 mit Schmidts Text „Caliban über Setebos” eine erkennbare Textstruktur und gestalterische Merkmale als Vorlage für seine eigenständige, von der Vorlage jedoch emanzipierte, nachvollziehbare künstlerische Leistung übernommen. Czischke hat nicht „nachgemacht”, wie der enzyclopädische Eintrag dem distanzierten Betrachter einflüstern mag, er hat mit seinen spezifischen Verfahren, mit seiner künstlerischen „Schreibweise” dem Caliban-Werk eine neue visuelle Struktur und eine bis dahin ungehörte „Zweistimmigkeit”6 gegeben.

Auch wenn bei manchen, vor allem bei jüngeren Betrachtern, weder der antike Orpheus- noch der Schmidt‘sche Caliban-Mythos präsent sein mag, Czischkes Caliban hat die Vorlagen eigentlich nicht nötig, denn die Wucht seiner Assoziationsketten, witzig und aggressiv, plakativ und detailverliebt, zieht den Leser des Urtextes und den Betrachter der neu erschaffenen Bilder in
einen Bann eines ungeahnten Kunstgenusses, den man auch von besonders gut gemachten interaktiven Arbeiten der letzten Jahre her kennt. Schmidt war wirklich „nicht Narr‘s genug”, die antike Zaubergeschichte so zu verklausulieren und mit „Verschmidtzungen”7 unlesbar zu machen. Sie hätte sonst – seit den 60er Jahren – nicht so viele Leser in ihren Bann ziehen können. Czischke hat ihn auf einem parallel verlaufenden Weg lange begleitet und dann ein eigenes, ein neues Ziel erreicht.

Czischkes Caliban-Konzept-Text endet mit einer durch kein Trennzeichen unterbrochenen Aufzählung seiner künstlerischen, gelegentlich literarischen Arbeitstechniken: „Phrasen Standortbestimmungen Erotisierung Verzotung, Scherze Rücksichtslosigkeiten Gemeinheiten Vordergründigkeiten Fervremdungen Zitate Kitsch zeichnerische Walpurgisierung8…”.
Jörg Czischke










„Nein, nicht wie Schlotter …”










„Sein Buch absichtlich
unverständlich macht nur der
Narr oder der Scharlatan!“










„Wie immer also bei AS: 
das angedeutete, gemeinte ist mehr
als das gesagte …”