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Es ist bezeichnend für Jörg Czischke, dass er sich dieser
Herausforderung gestellt hat. Die Faszination, die von diesem
literarischen Werk ausgeht, ging auf ihn über. Er hat sich in seinem
„Caliban über Setebos“ als Paraphrast, als Ausleger und Erklärer
verstanden. Sein Werk hat er entsprechend als Paraphrase gesehen.
Czischke geht aber über das Gemeinte noch hinaus.
Als Indikator mag
ein Blatt aus dem „Caliban über Setobos“ dienen, in dem die Porträts von
Joyce, Schmidt und Czischke in eins fallen. Czischke begegnet den
beiden großen Literaten damit auf Augenhöhe. Entsprechend fügen sich
die vielfältigen Elemente des „Caliban über Setebos“ von Jörg Czischke
zu einem singulären, eigenständigen Kunstwerk, das in einer nahezu monumentalen Dimension in Erscheinung tritt.
Seit der Antike ist der Mythos immer wieder Anlass zu bildnerischen Darstellungen
gewesen. Genannt seien die Darstellung des „Argonautenzug“ am
Schatzhaus der Syrakuser in Delphi (um 650 v. Chr.), die Gemälde
„Die
Abfahrt de Argonauten“ von Dosso Dossi (um 1520) oder „Orpheus und
Euridike“ von Anselm Feuerbach (1896). Charakteristisch für die
genannten Beispiele ist die Bearbeitung einzelner Aspekte des Mythos. Im
Unterschied dazu kann Jörg Czischke für sich in Anspruch nehmen,
die komplexe Materie des Mythos in „Caliban über Setebos“ in einer
umfassenden und ästhetisch eigenständigen Weise bearbeitet zu haben.
Es ist charakteristisch für Jörg Czischke, dass er mit der ihm eigenen
geistigen Kraft innovative Wege beschreiten konnte und als bildender
Künstler dem Orpheus-Mythos mit seinen Mitteln eine eigene Gestalt gegeben hat. Jörg Czischke war ein rastlos Schaffender. Er war ein kompromisslos kreativer Mensch. Er war in seinen Forderungen an sich selbst
rücksichtslos und sein härtester Kritiker. Verbunden mit der ihm eigenen
Disziplin vermochte er seinem Werk in kurzen Zeitabständen immer neue
Impulse zu geben und so seiner „Freude am wohlgestalteten Bild“ Ausdruck
zu verleihen. Er gestattete sich einen Freiraum des Erlebens und führte dabei sein Werk zu immer weiteren Stufen der Reife.
Letztlich hat Czischke sich mit seiner Kunst sein eigenes Universum geschaffen
– eigenständig und unabhängig. Er ist über seine Schaffenszeit hinaus
ein Stimulator der Phantasie der Betrachter seiner Werke geblieben.