Auch Czischkes grafische Arbeiten zeugen von seinem kreativen
Schaffensdrang. Als Beispiel seien seine „Schreibmaschinenbilder“
genannt, bei denen er die Typografie einer Schreibmaschine zur
Gestaltung sehr reduzierter grafischer Blätter mit kritischen
politischen Botschaften verbindet. Diese Beschäftigung mit dem
Verhältnis von Kunst und Schrift lässt sich nicht allein aus seiner
vorausgegangenen Tätigkeit als Schriftsetzer herleiten, sondern erweist
sich als grundsätzliches Interesse von nachhaltiger Bedeutung, das auf
mannigfaltige Weise in seinem Oeuvre sichtbar wird. Dynamisch und
diszipliniert zugleich und bar jeden gestischen Überschwangs kommt eine
andere Serie von grafischen Blättern daher. In diesen durchdringen und
verdichten sich schwarze Linien zu abstrakten Konfigurationen. Sie
verdanken ihren Entstehungsprozess der schlagenden Bewegung mit
Bleischnüren, die mit japanischen und chinesischen Sepiatuschen
präpariert waren.
Malerei, Grafik und Plastik stehen im Werk von
Jörg Czischke gleichberechtigt nebeneinander. Und doch nehmen seine
künstlerischen Bearbeitungen literarischer Werke eine Sonderstellung
ein. Beinahe besessen hat er nach Bildsprachen als Equivalenten zur
geschriebenen Sprache in der Literatur gesucht und diese gefunden. Dies
gilt insbesondere für den „Caliban über Setebos“. Begonnen im Jahr
1972
und beendet in den
80er Jahren umfasst das Werk
111 Blätter, die in eine
Kassette eingelegt sind. Jedes Blatt hat ein Format von
53,5 x
39,5 cm. Die einzelnen Blätter sind überreich gestaltet und
ausgeführt in einem Mix unterschiedlicher Techniken, u.a. farbigen
Zeichnungen und Collagen. Wiederum spielt die Schrift als bildnerischem
Gestaltungsmittel eine bedeutende Rolle.
Die
Inspirationsquelle für Jörg Czischkes Werk war die Erzählung „Caliban
über Setebos“ von Arno Schmidt, die dieser als Kontrafaktur zum
griechischen Orpheusmythos
1964 geschrieben hat. Grundlegend für
Schmidts Text sind die weit reichenden Verschlüsselungen und
Umformungen, die dem Leser zunächst kaum daraus Hinweise geben, in der
Erzählung eine Anspielung auf den Orpheusmythos zu sehen. Die häufige
Erwähnung von James Joyce mag dessen „Ulysses“ und über diesen Umweg den
antiken Mythos zum Bewusstsein bringen. Auch die mythenbezogenen Namen
in Schmidts Erzählung geben Hinweise. So finden sich u.a. die Namen
Orpheus und Euridike in den Namen der Hauptakteure Orje und Rieke. Die
Parallelität ihrer Handlungen und die anderer Personen zum antiken
Mythos offenbaren sich allerdings nur allmählich, die mythologischen
Bezüge in der Erzählung erweisen sich als äußerst komplex, ihre
Entschlüsselung als Herausforderung.